Free Trade = Dumb Trade? Wie Trump Business versteht

Free Trade = Dumb Trade? Wie Trump Business versteht

In einem vor kurzem erschienen Interview wurde der frisch gewählte und künftige US-Präsident Donald Trump auf seinen Vorschlag zur Einführung eines Einfuhrzolls in die USA diskutiert. Dabei bezeichnete er den Free Trade als Dumb Trade und warf einigen Journalisten des Wall Street Journals vor, Business nicht zu verstehen und daher falsche Schlüsse zu ziehen.

Was soll der Einfuhrzoll bewirken?

Trump hat den Prozentsatz von 35% in den Raum gestellt, den amerikanische Unternehmen, die beispielsweise in mexikanischen Fabriken Produkte für den US-Markt produzieren lassen, bezahlen sollen, wenn sie diese Waren über die Grenze wieder einführen, um sie am Heimmarkt verkaufen zu können. The Donald geht davon aus, dass ein solcher Zoll dazu führen wird, dass US-Unternehmen nicht mehr im Ausland produzieren werden, sondern dort, wo die Waren auch verkauft werden, nämlich in den USA.

Als jüngstes Beispiel dafür, dass Trump damit Recht behalten könnte, wird oft das Beispiel von Ford genannt. Der Autokonzern hat vor kurzem eine Milliardeninvestition in Mexiko für neue Fabriken wieder an den Nagel gehängt und will stattdessen in Michigan produzieren. Und das obwohl der anvisierte Zoll von Trump noch nicht in Kraft ist und Trump offiziell noch nicht einmal in Amt und Würden.

Das Gedankenexperiment

Während sich bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts die meisten Staaten protektionistisch verhielten, um den eigenen Markt zu schützen, hat spätestens seit Ende des Zweiten Weltkriegs ein Umdenken hin zum Freihandel stattgefunden, was dazu geführt hat, dass in den meisten großen Wirtschaftsblöcken so gut wie alle Zölle und ähnliche Abgaben abgeschafft oder auf ein Minimum reduziert wurden, was immer wieder als Triebfeder für den globalen Handel angeführt wird.

Das Vorhaben von Donald Trump scheint dabei eine erste große Kehrtwende darzustellen und es ist anzunehmen, dass dies Signalwirkung haben könnte, zumal die Vereinigten Staaten nicht irgendein vernachlässigbarer Handelspartner in der Welt sind. Doch einmal außer Acht gelassen, welche Auswirkungen es haben könnte, wenn dann auch andere Länder nachziehen und ihrerseits ebenso Zölle wieder einführen – welche Folgen könnte es mit Blick auf die USA noch haben, wenn die Theorie von Trump funktioniert und US-Unternehmen tatsächlich wieder beginnen, verstärkt im eigenen Land zu produzieren?

Put your waste where your mouth is

Ein Faktor, der augenscheinlich dafür ist, warum Unternehmen in Billiglohnländer abwandern, um dort zu produzieren, sind na klar, die billigen Löhne. Doch ein weiterer Faktor, der eher seltener genannt wird, sind geringere Umweltstandards. Denn nicht nur Arbeitsplätze werden mit einer Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland exportiert, sondern ebenso auch Umweltverschmutzung. Viele Industrien, die in den 1950er Jahren noch in westlichen Ländern hergestellt haben, könnten dies heute wahrscheinlich gar nicht mehr, da das Umweltbewusstsein der Bevölkerung deutlich gestiegen ist und diese die Umweltverschmutzung in ihrer eigenen Nachbarschaft nicht dulden würden. Praktischerweise wird heute weit weg von den Konsummärkten produziert, wo dies nicht auffällt. Auch die CO2-Emissionen werden dann natürlich den Schwellenländern angerechnet.

Wenn die Produktionen allerdings zurückkommen, kommt auch die Umweltverschmutzung zwangsläufig mit zurück. Es bleibt abzuwarten, was dieser Faktor womöglich mit sich bringt. In einigen Wirtschaftsbereichen wird es möglich sein, die hohen Umweltstandards in den wohlhabenden Ländern dennoch umzusetzen, doch die regionale Umweltbelastung wird dennoch höher sein als ohne Fabriken. In anderen Bereichen wird hingegen vielleicht erst dann auch den Konsumenten augenscheinlich werden, welch große Komplikationen die Herstellung ihrer geliebten Konsumgüter tatsächlich mit sich bringt. Ob sie sich dagegen auflehnen werden, diese Produkte verstärkt meiden werden oder der Staat Maßnahmen ergreifen wird, um die Auswirkungen für die Umwelt zu kaschieren, wird die Zukunft zeigen – mit hoher Wahrscheinlichkeit allerdings wird sich in der Wahrnehmung einiges verändern, da es für viele Konsumenten womöglich zunächst einmal ein Stück weit unbequemer wird, mit ihrem Geld diese oder jene Produktion zu fördern.

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